Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um ein frei gewählte Aufgabenstellung.
Das Thema "Planerische Inszenierung der Transformation von Bergbaufolgelandschaften.."
beinhaltet die Zielvorstellung, Bergbaufolgelandschaften bereits im Übergangszeitraum erlebbar und nutzbar zu machen.
Dabei wird ihre Bedeutung zur Initiierung identitätsbildender, struktureller und wirtschaftlicher Effekte untersucht.
Die Sichtbarmachung dieser Effekte ergibt sich aus dem Vergleich dieser Zielvorstellung mit den Zielsetzungen der Braunkohlensanierung und ihrer praktischen Umsetzung.
Die Bearbeitung dieser Problematik erfolgt in zwei Teilschritten: Teil 1 beinhaltet die Erarbeitung allgemeiner und theoretischer Grundlagen.
Im 2. Teil wird eine Nutzungs- und Gestaltungsidee im Ansatz entwickelt, die diese exemplarisch untersetzt - "..am Beispiel der Tagebaugrube Greifenhain
im Rahmen des Projektes Tagebaulandschaft Pritzen - Gräbendorf - Greifenhain der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land".
Der Braunkohlenbergbau entwickelte sich, erst vereinzelt und manuell an der Oberfläche schürfend, doch dann mit großflächiger und tiefgreifender Macht.
Die Niederlausitz, eine seit Jahrhunderten ländlich geprägte, bevölkerungsarme Region, verwandelte sich in kürzester Zeit in eine Industrieregion mit einem steigenden Bedarf an Braunkohle,
weiterverarbeitender Industrie und Arbeitskräfte - inmitten einer alten idyllischen Kulturlandschaft.
Das "Braune Gold" sollte der ehemaligen DDR zu einer autarken Energiepolitik verhelfen, und der ehemalige Bezirk Cottbus sollte zum Energiebezirk Nr.1 aufsteigen.
Der staubige Wind trug das Klirren der Tagebaubagger bis weit in die Wohnzimmer der neu errichteten P2-Wohnbezirke, die kleinstädtische Charaktere in kürzester Zeit zu Großsiedlungen verwandelten.
Die Entwässerung im Vorfeld der Bagger war in den Obst- und Gemüsegärten der umliegenden Dörfer zu spüren, bis die Schaufelräder selbst den Garten- und Landbau bis auf unbestimmte Zeit ersetzten..
In den folgenden Ausführungen nimmt der Verfasser noch einmal Bezug auf den Ideenworkshop zur Internationalen Bauausstellung
"Fürst-Pückler-Land" vom 21. bis 25.September 1998 in Lauchhammer.
Dabei wurde deutlich, daß der Übergangszeitraum von Bergbaufolgelandschaften von besonderem Interesse ist und die Notwendigkeit besteht,
dafür Gestaltungs- und Nutzungsideen zu entwickeln.
Im Rahmen des Workshops befaßte sich eine Arbeitsgruppe ideenreich mit der visuellen
Darstellung künftiger Landschaften. Sie zeigte das Bild eines schwimmenden Steges, der an
riesigen Pfählen verankert, über einen See führt. Im Zusammenhang mit der gedanklichen
Auseinandersetzung der sich wandelnden Tagebaulandschaft erhielt dieser schwimmende
Steg einen beachtlichen symbolischen Wert und gab Anlaß, diesen Denkanstoß weiterzuentwickeln.
Er verbindet zwei Ufer miteinander und überbrückt die Landschaft im Tagebau. Wird diese
räumliche Betrachtung in eine zeitliche Dimension transformiert, so offenbart sich ihr symbolischer
Charakter: Das eine Ufer ist die steile und schroffe Böschungskante einer Kippe.
Es symbolisiert die Vergangenheit - die Zeit des aktiven Tagebaus. Das andere Ufer zeigt
die blühende Landschaft der Zukunft, ist abgeflacht und wird vom Seewasser angespült. In
der Tagebaugrube dazwischen vollziehen sich die Prozesse der Umwandlung.
Der Grundgedanke ist darin zu sehen, daß dieser schwimmende Steg die Zugänglichkeit in
die Grube und damit die unmittelbare Wahrnehmung ihrer landschaftlichen Veränderung
ermöglichen kann. Damit ist den späteren Nutzern die Möglichkeit gegeben, schon frühzeitig
ein Gefühl für ihre künftige Landschaft zu entwickeln. Die überlegungen führten dahin,
daß die Vision des schwimmenden Steges in Form einer Pontonbrücke, deren Schwimmsegmente
nicht starr mit Pfählen, sondern über Zugseile mit dem Untergrund verbunden sind,
durchaus technisch realisierbar sein könnte.
Die mögliche Umsetzung dieser Vision benötigt einen realen Ort. Aus der Betrachtung von
Kartenunterlagen künftiger Tagebauseen in der Lausitz im Kontext mit
deren physischen und gesellschaftlichen Umfeld schlußfolgerte der Verfasser, daß die Tagebaugrube
Greifenhain als Lokalität sehr gut geeignet erscheint. Dieser Vorschlag wurde
im Oktober 1998 der IBA unterbreitet und fand begeisterte Zustimmung..